Das Geschäft mit Verschuldeten Hinzugefügt am 13. Mai 2018 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Beobachter vom 8. Mai 2018 / von Peter Johannes Meier) Die Tricks der Kredit-Kraken und wie ein Netz von Kreditanbietern die Verzweiflung von Verschuldeten ausnutzt. Und per Internet Tausende von Kunden abzockt. Sie wissen, wie man Geld aus Leuten holt, die keins mehr haben. International vernetzte Abzocker locken mit Krediten, die ihre Opfer nie erhalten werden. Vielmehr reden sie von «Finanzsanierung» – und haben es auf Vermittlungshonorare und Raten abgesehen. Alles beginnt mit Google. Die 55-jährige Monika Suter (Name geändert) sucht nach «Kredit». Sie ist unerwartet entlassen worden, braucht dringend Geld. Die Bank will ihr aber ohne regelmässiges Einkommen nichts geben. «Ich musste noch letzte Raten für einen Kredit abbezahlen, den ich für eine teure Autoreparatur aufgenommen hatte», sagt Suter. Und sie sucht eine billigere Wohnung, um mit dem Arbeitslosengeld durchzukommen. Sie gerät in Panik. «Wenn ich jetzt betrieben werde, bekomme ich auch keine günstigere Wohnung.» Suter ist ein perfektes Opfer für die Kreditabzocker. Ihr Netz legen sie weit aus. Dutzende Internetseiten mit der Schweizer Domain «.ch» und «Kredit» im Namen gaukeln schnelle Hilfe vor. Sie heissen schweiz-credit.ch, fix-credit.ch oder – wie im Fall von Monika Suter – go-kredite.ch. Die Website wird Suter zum Verhängnis. Im Eingabefeld füllt sie ihren Geldbedarf und die Anzahl Raten aus. Dass dort von einem «Schuldenbetrag» und nicht vom «Kreditbetrag» die Rede ist, macht sie nicht stutzig. Für die Abzocker aber ist das entscheidend. Kreditgeschäfte brauchen in der Schweiz eine Bewilligung. Die haben sie nicht. Noch etwas haben sie gemeinsam: Ihre Hauptsitze sind Briefkastenfirmen in England, viele an derselben Adresse. Per Mail wird Monika Suter gebeten, Unterlagen nachzureichen: Identitätsnachweis, Bankverbindung, monatliche Fixkosten und eine Lohnabrechnung. Aber einen Arbeitgeber hat sie ja nicht. Die Mail kommt nicht etwa von go-kredite.ch, sondern von einer Bonfin Gruppe AG. Die existiert tatsächlich in der Schweiz und hatte bis im Januar eine c/o-Adresse bei einer Privatperson in Zürich. Heute ist es ein schludrig beschrifteter Briefkasten in einem Zürcher Gewerbehaus. Während der Beobachter recherchiert, benennt sich die Firma in Finanz-Gruppe Schweiz AG um, und der einzige Verwaltungsrat Claus Lüllau tritt zurück. Im Internet bietet sich die Firma immer noch mit altem Namen an. Und die Korrespondenz mit dem Beobachter wird über die nicht mehr gültige c/o-Adresse geführt. Er habe die Bonfin kürzlich verkauft, teilt Lüllau mit. Nur übergangsmässig sei er noch beratend tätig. Zwei Tage nach Einreichen ihrer Unterlagen erhält Monika Suter positiven Bescheid. Die Bonfin habe ihre Angaben verifiziert und einen «potenziellen Vertragspartner» gefunden. Angehängt ist eine Urkunde über eine Finanzsanierung in gewünschter Höhe – und ein Einzahlungsschein. Wenn Suter 900 Franken Vermittlungshonorar zahle, erhalte sie die Vertragsunterlagen des «Vertragspartners». «Ich war zwar irritiert, dass eine weitere Firma ins Spiel kommt. Aber ich brauchte den Kredit dringend.» Der Beobachter wollte wissen, wie eine Abklärung durch Bonfin abläuft. Er stellte ein Kreditgesuch für eine frei erfundene Person mit nicht existierender Wohnadresse. Die Aufforderung, weitere Dokumente einzusenden, ignorierte er. Zwei Tage später der positive Bescheid mit Einzahlungsschein: «Wir haben Ihre Angaben verifiziert (…)». Nachdem Suter bezahlt hat, meldet sich eine Apollo Financial Consultants Ltd. Sie unterbreitet eine «Finanzlösung» mit Raten über 70 Monate. Zuerst aber soll Suter eine «Sicherheitsleistung» von fast 3000 Franken überweisen. Eine Apollo Financial Consultants Ltd. existiert nicht in der Schweiz. Auch keine Rothstein, Mandl & Partner, die in anderen Fällen auftritt. Es sind englische Briefkastenfirmen… Ex-Verwaltungsrat Lüllau sieht es anders: «Dass es um Schuldensanierung und nicht um Kredite geht, steht in allen Unterlagen. Es obliegt den Kunden, Offerten genau zu prüfen.» Die meisten seien zufrieden. Für Lüllau spricht auch nichts gegen die Kooperation mit Partnern in England. Für unzufriedene Kunden schon. Gegen britische Briefkastenfirmen juristisch vorzugehen, ist recht aussichtslos. Weiterlesen. Schuldenberatung Kanton Zürich – Jahresbericht