Die Liebe der Schweiz zum Bargeld Hinzugefügt am 16. August 2018 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Tages-Anzeiger vom 16. August 2018 / Kommentar von Holger Alich) Diese Liebe hat gute Gründe. Privatsphäre bekommt in Zeiten der Turbodigitalisierung eine neue Bedeutung. … Im Ausland wird die Schweiz wegen ihrer ungebrochenen Liebe zum Bargeld oft belächelt. Denn noch immer werden hierzulande die meisten Transaktionen in bar abgewickelt. Das passt prima zum so oft ventilierten Klischee der hinterwäldlerischen Schweiz. Gerne halten dann Ökonomen der Schweiz Schweden als Vorbild vor: In dem skandinavischen Land geht der Bargeldumlauf zurück. Schweden ist auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft. Ob das Beispiel Schweden international Schule machen wird, darf bezweifelt werden. Denn der bargeldlose Verkehr mag insgesamt viel kostengünstiger sein. Doch er hat einen nicht zu tilgenden Nachteil: Jede Transaktion hinterlässt Spuren. Daher ist es kein Wunder, dass Länder wie China enorm Richtung digitales Bezahlen drängen. Den Verantwortlichen eröffnet sich damit eine weitere Möglichkeit, die eigene Bevölkerung zu kontrollieren. Wer weiss: Wenn in ein paar Jahren von den Zahlungsplattformen vielleicht nur noch die chinesische Alipay und eine US-Plattform wie Paypal übrig bleiben, können Nutzer nur noch entscheiden, ob die chinesische Regierung oder der US-Geheimdienst seine Nase in die Geldströme stecken kann. Spätestens dann erscheint die Liebe der Schweizer zu Bargeld nicht hinterwäldlerisch, sondern visionär. Weiterlesen. Wer das Bargeld abschafft, schafft die Menschlichkeit ab. Kartenzahlungen und Apps ersetzen Geldscheine und Münzen. Die bargeldlose Gesellschaft wird letztlich zur totalen Konsum- und Kontrollgesellschaft… Die Perversion dieses Kontrollwahns zeigt sich in China: Dort haben Bettler auf der Strasse QR-Codes um den Hals hängen, damit Passanten ihnen per mobiler Bezahlung Almosen überweisen können. Als wären Bettler nicht schon marginalisiert genug, werden sie zum Strichcode, den man wie Supermarktware abscannt. Selbst im erniedrigenden Moment des Bettelns muss man sich mit seinen Daten prostituieren. Was wie eine Dystopie aus einem Science-Fiction-Roman anmutet, wird Realität: eine informationelle Kaste der Unberührbaren, die man nicht anfasst, sondern nur noch abscannt. Weiterlesen (Textauszug Tages-Anzeiger vom 25. August 2018 / von Adrian Lobe). Welt ohne Geld