Im Schloss über Schulden sprechen Hinzugefügt am 12. Januar 2018 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Text Der Landbote vom 12. Januar 2017 / von Jonas Gabrieli) Der Bezirk Andelfingen besitzt nur noch ein Betreibungsamt. Jenes in Feuerthalen ist aufgelöst worden, das Andelfinger Büro ist neu im Schloss zu finden. Schulden statt Schnarchen. Wo bis im November eine junge Familie noch ihr Schlafzimmer hatte, wird seit Montag über Schulden verhandelt. Im ersten Stock des Schlosses Andelfingen ist das einzige Betreibungsamt des Bezirks nach einem Umbau eingezogen. Es ist ein diskreter Ort geworden. Ein Glaskubus trennt die Wartenden von den Sprechenden. Durch eine trübe Folie erkennt man die Schuldnerinnen und Schuldner nicht, die zumeist Zahlungsbefehle wegen unbezahlter Krankenkassenprämien oder Steuern erhalten haben. Eine viereckige Öffnung in der denkmalgeschützten Wand bildet den Schalter. „Im alten Amt oberhalb des Merci-Stoffladens gab es das nicht, man hat die Schulden quasi öffentlich verhandelt“, sagt der Andelfinger Betreibungsbeamte Roland Eggenberger. Verbarrikadieren habe man sich hingegen auch nicht wollen, das wirke unsympathisch, die Glaslösung sei optimal. Von einem „Rolls-Royce“ spricht er. Vom Büro aus hat man eine spektakuläre Aussicht auf das Weinland. Diese ist wohl auch nötig, betreut das Amt nun den flächenmässig grössten Bereich im Kanton. Das Amt in Feuerthalen ist per Ende Jahr nämlich eingestellt, der dortige Beamte pensioniert worden. „Bisher existierte weder in Andelfingen noch in Feuerthalen eine Stellvertretung für die Betreibungsbeamten“, sagt der Andelfinger Gemeindeschreiber Patrick Waespi. Bei einem Ausfall hätte man ernsthafte Schwierigkeiten gehabt. Dieses Problem wurde nun gelöst, Maria Teresa Burger als Stellvertreterin eingestellt. Die Stellenprozente sind von 350 auf 410 erhöht worden. Das Obergericht hatte hingegen 500 Stellenprozente empfohlen. „Wir glauben aber trotzdem, dass wir auch so gut aufgestellt sind“, sagt Waespi. Ein Vorteil von Andelfingen sind die kurzen Wege. Sowohl das Bezirksgericht, das Notariat und die Polizei sind rasch zu Fuss erreicht. Letztere kann über einen Notknopf am Schalter gar diskret alarmiert werden. „Falls jemand gewalttätig wird“, sagt Eggenberger. Das sei aber eigentlich nie der Fall. Normal sei hingegen, dass die Gespräche emotional würden. „Das ist nachvollziehbar, denn manchmal läuft es schlecht im Leben“, sagt Eggenberger. Ein Nachteil der neuen Organisation ist die Grösse. Denn viele Dokumente müssen der Schuldnerin oder dem Schuldner persönlich überreicht werden. „Je kleinräumiger ein Gebiet ist, desto einfacher geht das“, sagt Eggenberger. Durch das viele Fahren werde es nun mehr unproduktive Zeit geben. Die Möglichkeit, Dokumente via Post persönlich zu überreichen, ist keine Option, jetzt wo viele Poststellen durch Agenturen in Läden ersetzt werden. „Niemand will im Volg einen Zahlungsbefehl entgegennehmen müssen“, sagt Eggenberger. 5 000 Betreibungen werden im Bezirk Andelfingen pro Jahr gestellt, Tendenz steigend. Laut Eggenberger in den letzten sieben Jahren um 20 bis 30 Prozent. Zum Vergleich: Die Einwohnerzahlen sind in derselben Zeitspanne um rund sechs Prozent gestiegen. Eggenberger führt das auch auf grössere Überbauungen zurück: „Diese Wohnungen müssen irgendwann aufgefüllt werden, da drückt man beim Betreibungsauszug auch mal ein Auge zu.“ Das Betreibungsamt des Bezirks Andelfingen ist neu im Schloss Andelfingen. Der Umbau kostete zwischen 150 000 und 200 000 Franken Immer nah in der Region – der Zürcher Landbote