In stiller Trauer – Paul Angst verstorben Hinzugefügt am 30. April 2019 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | Paul Angst, 24.06.1932 – 26.04.2019 Wir haben die traurige Pflicht Ihnen mitzuteilen, dass Paul Angst im 87. Lebensjahr verstorben ist. Paul Angst hat das Schuldbetreibungsrecht massgeblich (mit-)geprägt und war über Jahrzehnte eine Koryphäe und Institution für unseren Berufsstand. Die Abdankungsfeier findet am Donnerstag, 9. Mai 2019, 14 Uhr, in der reformierten Kirche Winterthur-Wülflingen statt. Der Verband wird durch seinen Präsidenten und weitere Verbandsmitglieder vertreten sein. Der Trauerfamilie und den Angehörigen wünschen wir viel Kraft und entsenden unser tiefes Beileid und grosse Anteilnahme! Gerne erinnern wir uns mit nachfolgendem Textauszug aus dem Landboten vom 8. Mai 2017 an Paul Angst und seine Ehegattin, welche damals ihre diamantene Hochzeit feierten. «Tolerant sein» Wie bleibt man 60 Jahre glücklich verheiratet? Der frühere Stadtammann und Kantonsrat Paul Angst (85) und seine Frau Lilli (87) haben ihre eigene Theorie dazu. Mit dem Hochzeitstag ist es so eine Sache. Im Jahr 1957 traf Paul Angst, ein praktisch denkender Mensch, eine Entscheidung, für die ihn seine Frau Lilli noch heute gerne neckt: «Ich wollte Standesamt und kirchliche Trauung auf denselben Tag legen, damit ich später weiss, an welchem Tag ich Blumen bringen soll», sagt er. Und weil er in Winterthur einen Standesbeamten persönlich kannte, fuhr das Brautpaar frühmorgens aus dem Toggenburg in die Stadt. Nur um dort festzustellen, dass der beauftragte Beamte von der ganz trockenen Sorte war. «Er sagte, Paul sei ja Jurist, da müsse er keine unnötigen Worte verlieren», erinnert sich Lilli Angst. «Wir sollten einfach unterschreiben.» Beide lachen. Sechzig Jahre ist das her. Gestern feierte das Paar in Wülflingen diamantene Hochzeit. Paul Angst, in Bülach geboren, sollte in Winterthur kurz nach diesem denkwürdigen Hochzeitstag zu einem wichtigen Mann werden. Als Stadtammann und langjähriger Gemeinde- und Kantonsrat der Demokraten (später: FDP) war er über Jahrzehnte eine geachtete Figur im öffentlichen Leben. Wer genau hinschaut, entdeckt noch heute seinen Namen an jeder Ecke, auf unzähligen Schildern mit amtlichen Parkverboten… Der erste Job in Winterthur erwies sich für den 25-Jährigen Notar gleich als Karrieresprungbrett. Denn nach wenigen Monaten wechselte sein Vorgesetzter, der Stadtammann, die Stelle und Angst war auf dem Nachrückplatz. Er trat in die demokratische Partei ein und stellte sich zur Wahl. In einem heftigen Wahlkampf setzte er sich gegen seinen Konkurrenten durch, der ihn als Grünschnabel und Zuzüger schlechtzumachen versuchte. «Winterthur war für mich ein hartes Pflaster», erinnert er sich. Doch der politische Instinkt war geweckt: In den folgenden Jahrzehnten sass Paul Angst jeweils rund 17 Jahre im Gemeinderat und im Kantonsrat, die er beide auch präsidierte. Dazu engagierte er sich im Schweizer Verband der Betreibungs- und Konkursbeamten, war Mitglied diverser Kommissionen und hatte auch private Mandate für Erbteilungen. Termine bis spät in die Nacht waren eher die Regel als die Ausnahme. «Meine älteste Tochter sagte einmal: Ich werde nie einen Politiker heiraten, der ist ja nie zu Hause», sagt Lilli Angst und schmunzelt. Immerhin: Die gemeinsamen Mittagessen und Urlaube waren ein Fixpunkt im Familienleben. Sie selbst kehrte nicht in den Beruf zurück. «Ich habe es nie bereut, bei den Kindern geblieben zu sein» , sagt sie. Sie war aber zwölf Jahre Mitglied der Kirchenpflege Wülflingen. Im Alltag dagegen sei es oft vorgekommen, dass um ein Uhr morgens das Bett kalt blieb, weil Paul noch im Büro etwas rechnete, sagt Lilli. «Manchmal ging es um Rappenbeträge, aber sein Berufsstolz liess es nicht zu, aufzuhören, bevor alles stimmte.» Ihr Mann sei halt ein Jurist durch und durch. «Mit allen Vor- und Nachteilen», wie sie augenzwinkernd anfügt. «Einen Nagel einschlagen kann er nicht.» Ein Höhepunkt seiner politischen Karriere: Kantonsratspräsident 1991/92. Bis zu seiner Pensionierung 1997 amtete Paul Angst weiterhin als Stadtammann und Betreibungsbeamter des Kreises I in Winterthur.