Menschenfreund mit heikler Mission Hinzugefügt am 3. Mai 2020 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Der Landbote vom 30. April 2020 / von Martin Gmür) Genau an seinem 65. Geburtstag am 30. April 2020 wird Roland Isler pensioniert. Hier erzählt der scheidende Betreibungsbeamte über die Räumung der Wohnung eines Schuldners, die voller Schlangen und Skorpione war, und über seine tiefe Liebe zur Gant von früher. Eigentlich gehört dieser Mann in diesen Tagen an die Neustadtgasse, in sein Betreibungsamtsbüro oder noch besser gleich nebenan ins Gantlokal. Dahin auf jeden Fall wo er 38 Jahre lang gewirkt hat, davon 23 als gewählter und mehrfach bestätigter Stadtammann und Leiter des Betreibungsamts. Aber stattdessen sitzt er diese letzten Wochen vor seiner Pensionierung zu Hause in Iberg und macht wie viele andere Homeoffice. Er tut das konsequent, hält Abstand, kommuniziert per Telefon, auch wenn es ihm schwerfällt. Er, den alle auf der Strasse mit „Hoi Roli“ grüssen und der den Kontakt mit Menschen stets gesucht und geliebt hat. „Ich mag keinen Streit, ich bin ein friedliebender Mensch. Ich kann gar nicht streiten, fragen Sie meine Frau. Ich suche und sehe immer auch das Positive und das Gute im Menschen.“ Ausgerechnet so einer sah seine Berufung und Lebensaufgabe darin, Betreibungsbeamter zu werden. Ein Wort und ein Job, worin Schrecken, Hartherzigkeit und Amtsstubenmief mitklingen… … Roland Isler spricht, und das nicht nur in dieser Geschichte, nicht von Schuldnern oder Klienten, sondern von seinen Kunden. „Ja, wir sind Dienstleister, Vermittler zwischen Schuldnern und Gläubigern, im Amboss, wenn man so will. Wir sind nicht Partei, und wir sind nicht die Bösen.“ Und das sagt er auch nach der hunderttausendsten Betreibung noch, nach der tausendsten Wohnungsräumung. Die Zahlen sind immens: Im letzten Jahr hatten die drei Betreibungsämter in der Stadt 36’000 Betreibungsverfahren zu bewältigen und die Zahlungsbefehle den Schuldnern und Schuldnerinnen persönlich zuzustellen… Die Zahl der Betreibungen habe während seiner Amtszeit stetig zugenommen, in den letzten zehn Jahren auch die der Wohnungsräumungen: „Mittlerweile ist es im Schnitt eine Räumung pro Woche.“ Viele seiner Kunden und Kundinnen sieht er immer wieder, und dafür hat er eine einfache Erklärung: „Wenn sich einmal 20’000 Franken Schulden angehäuft haben, ist es mit einem kleinen Lohn kaum mehr möglich, aus dieser Situation rauszukommen.“ Sicher, gibt Isler zu, es habe auch Momente und Menschen gegeben, bei denen ihm die Freundlichkeit abhanden kam und der Geduldsfaen riss. „Wenn einer versprach: Ich bringe das Geld morgen an die Neustadtgasse – und er kam dann nicht, dann hatte er die Chance vertan.“ … Zum gesamten Artikel im PDF-Format (mit freundlicher Genehmigung der Redaktion Der Landbote zur Verfügung gestellt) 200430_Der Stadtammann geht in Pension Menschenfreund mit heikler Mission _ Der Landbote