Warum der Black Friday alle zu Verlierern macht Hinzugefügt am 19. November 2019 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug NZZ am Sonntag vom 17. November 2019 / von Moritz Kaufmann) Auch wenn sich die Händler wieder mit Rabatten überbieten: Der Black Friday bringt sie an ihre Grenzen. Gleichzeitig beantragen Kaufwütige die Erhöhung ihrer Kreditkartenlimite. Es wird die Shopping-Party des Jahres. Am Freitag, 29. November, ist Black Friday. Drei Tage später Cyber Monday. Der Schweizer Detailhandel heizt die Stimmung für die Einkaufs-«Feiertage» bereits vollmundig an. «Ein Paradies voller Rabattaktionen», verspricht Microspot. «Happy Shopping Days», wünscht Möbel Pfister. Inter Discount ist besonders offensiv: «Wenn Sie es nicht gemacht haben, sollten Sie diesen Tag dick und fett in Ihrem Kalender festhalten.» Der krisengeplagte Detailhandel in Feierlaune? Hinter den Fassaden ist die Stimmung spürbar nüchterner. «Der Black Friday und der Cyber Monday sind für uns eine grosse Herausforderung. Insbesondere für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter», sagt Florian Teuteberg, Chef des Online-Warenhauses Digitec-Galaxus… Selbst Globus hat kapituliert «Wir haben uns entschieden, dass wir nur an den zwei Tagen mitmachen», sagt Teuteberg. Aber: «Unsere Logistikanlagen verarbeiten am Black Friday und am Cyber Monday teilweise das Sechsfache eines normalen Tages. Wenn das so weitergeht, müssen wir uns überlegen, eine Rabattwoche einzuführen, um die Spitzen zu entlasten.» …Seither gibt es kein Halten mehr, nicht mal im obersten Preissegment. Beispiel Globus: Das Premium-Warenhaus wollte sich anfangs nicht in die Billig-Schlacht werfen. Doch die Kapitulation folgte bald. Dieses Jahr bekommen Globus-Kunden sogar schon ab Donnerstag vier Tage Black-Friday-Rabatt. «Man kannibalisiert lieber den eigenen Umsatz, als dem Konkurrenten das Feld zu überlassen», sagt Markus Koch, Experte für Konsumgüter beim Wirtschaftsberater Deloitte… Die Rabatte fressen die Marge auf Die Folge: Das Weihnachtsgeschäft wird vorverschoben. In den letzten Jahren nahmen die Detailhandelsumsätze im Dezember stark ab, während es im November einen leichten Ausschlag nach oben gab. Obwohl die Umsätze an Black Friday und Co. jeweils massiv sind: Wegen der riesigen Preisabschläge bleibt den Händlern unter dem Strich nicht viel übrig. Die Rabatte fressen die Marge auf. Eine österreichische Umfrage bei Händlern im deutschsprachigen Raum kam diese Woche zum Schluss: 43% der Retailer glauben, dass die starken Rabatte an Black Friday dem Handel mehr schaden als nützen. Die Konsumenten wissen mittlerweile, dass sie mit ihren teuren Anschaffungen bis Ende November warten sollten. Bei Produkten wie Sofas oder Fernseher sind die Einsparungen teilweise massiv… Schuldenberater schlagen Alarm … «Am Black Friday und Cyber Monday haben 10- bis 15-mal mehr Kunden Limitenerhöhungen beantragt als an einem durchschnittlichen Tag», schreibt ein Sprecher der Viseca, welche für diverse Schweizer Geschäfts- und Kantonalbanken Kreditkarten herausgibt. Viseca hat deshalb dieses Jahr ihre Kunden mit einer Anleitung angeschrieben, wie sie am Black Friday die Limiten erhöhen können. Wohl kaum ohne Hintergedanken: Kreditkarteninstitute verdienen daran, wenn ihre Kunden mit der Karte zahlen. Viseca verlost sogar Einkaufsgutscheine, wenn man bei ihr eine Erhöhung beantragt. Das Kreditkarteninstitut rechtfertigt sich: «So verlagern wir die Anfragen auf mehrere Wochen und entlasten das Call-Center während der Aktionstage.» Selbstverständlich nehme man das Thema Überschuldung ernst, es werde eine Bonitätsprüfung durchgeführt. Die Schuldenberatungen sind trotzdem alarmiert. «Menschen, die ihr Budget immer nur so knapp im Griff haben, laufen Gefahr, sich an Tagen wie dem Black Friday zu verschulden», sagt Mario Roncoroni von der Berner Schuldenberatung. Starke Rabatte könnten Kaufsucht beschleunigen. «Kaufsucht ist eine der Süchte, die wir antreffen. Sie ist ähnlich wie die Glücksspielsucht.» Wer nach der Shopping-Party nicht mit einem Kater aufwachen will, sollte den Black Friday deshalb mit Umsicht geniessen. Weiterlesen.