Die grosse Verkaufsshow des Gantrufers Hinzugefügt am 2. Oktober 2017 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Der Landbote vom 2. Oktober 2017) Kein geringerer als der Chef des Betreibungsamts persönlich hat am Samstag 20 Bänkli versteigert, die den Sommer über die Altstadt Winterthurs zierten. Roland Isler machte seine Sache locker und laut, 5500 Franken kamen so zusammen. Die Vereinigung Junge Altstadt hätte sich keinen besseren Gantrufer wünschen können als Roland Isler, den Stadtammann und Betreibungsamtschef. Und das bietfreudige Publikum ebenfalls nicht. Isler hat eine laute Stimme, strahlt eine volkstümliche Nähe aus und hat Sprüche drauf, die das Portemonnaie locker machen. „Punkt eins, den Sie beachten müssen“, ruft Isler in die Runde: „Sie kaufen ein Bänkli, so wie es hier stet. Wenns zusammenbricht beim Draufsitzen, ist das Ihr Problem.“ Gelächter und Isler fährt fort mit seinen Instruktionen gemäss obergerichtlicher Weisung bei öffentlichen Versteigerungen: „Sie können uns nicht haftbar machen, wenn Sie im Bänkli später den Holzwurm haben.“ Die Versteigerung beginne bei jedem Objekt bei 50 Franken, Steigerungsschritte sind 10 Franken, „Sie können aber auch gleich mit einem Tausender beginnen“. Damit ist das Eis gebrochen, und die Isler-One-Man-Show zieht immer weitere Passanten an, die stehen bleiben und schauen, was da vor sich geht am Graben: Die „Junge Altstadt“ versteigert 20 jener 76 Bänkli, die einen Sommer lang in den Gassen standen… … dann der Verkaufsschlager… Die Bieterinnen und Bieter nehmen sich das zu Herzen. Beim nächsten Los kommt Isler kaum nach mit Reden, und das will etwas heissen. Die Gebote schiessen nur so in die Höhe: 150 Franken, 200, 300, 450, 500. Es scheint kein Ende zu nehmen, und das Bänkli ist auch wirklich ein wunderschön dekoriertes mit Blumen drauf, gebaut aus Deckeln von Konfitüre- und Essiggurkengläsern. 700 Franken, 800, 900, so geht das weiter. Erst bei 1050 Franken hat der siegreiche Bieter keine Konkurrenz mehr. Es ist ein Familienvater aus Eschenz, der die Bank vor dem Hauseingang aufstellen will. Er finde es „uh lässig“, dass er das Bänkli nun habe, und er sei in Winterthur aufgewachsen. Es sollte sich zeigen im Verlauf der nächsten Stunde, dass dieser Preis nicht mehr überboten werden würde… Freude haben an diesem Samstag auch die Verkäufer. Heinz Schudel, der Geschäftsführer der Jungen Altstadt, hat alles notiert und nachgerechnet: 5500 Franken sind zusammengekommen. Noch ein Sümmchen soll dazu kommen, wenn weitere Bänkli ab Dienstag über die Homepage der Altstadt-Vereinigung verkauft werden. Und Freude hat Sandra Löffel von der Krebsliga in Zürich. Die Krebsliga bekommt wie die Brühlgut-Stiftung und die Wunderlampe je einen Drittel des Erlöses… Und dann freut sich auch noch Anja Fuchs aus Wülflingen. Sie kann nun zwar nicht ihr Lieblingsbänkli in den Garten stellen, das für 1050 Franken weg ging. Aber auch das Knotenbänkli ist hübsch und passend, zudem hat sie auf die Schnelle 820 Franken gespart. Weiterlesen (kostenpflichtiges ABO / Der Landbote) Roland Isler, Stadtammann von Winterthur