„Es droht eine Kündigungswelle“ Hinzugefügt am 15. August 2023 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Sonntags-Blick vom 13. August 2023 / von Danny Schlumpf. Mit freundlicher Genehmigung der SoBli-Redaktion zur Verfügung gestellt) Oberster Zürcher Stadtammann greift Vermieter an. Den die Mieter geraten zunehmend in Geldnot – und ihre Vermieter kündigen immer schneller. Betreibungsbeamte, Mieterverband und Caritas warnen vor einer Zeitbombe. Yves de Mestral, Präsident der Stadtammänner der Konferenz der Stadtammänner und Stadtamtsfrauen der Stadt Zürich, vor einer Gefährdung des sozialen Friedens. Die Teuerung setzt den Schweizern zu. Allein die Lebensmittelpreise stiegen im letzten Jahr um bis zu 20 Prozent… Die grossen Städte registrierten im ersten Halbjahr 2023 bis zu einem Fünftel mehr Betreibungen. Besserung ist nicht in Sicht. Im September geben die Krankenkassen ihre nächste Prämienerhöhung bekannt. Ab Oktober bezahlen eine Million Haushalte höhere Mieten. Steigt der Referenzzinssatz im Dezember erneut, drohen im nächsten Jahr gar zwei von drei Haushalten markant höhere Wohnkosten. „Immer mehr Haushalte bis in den Mittelstand geraten in Bedrängnis“ Aline Masé, Caritas Und so nehme auch die Angst vor Kündigungen zu, sagt Masé. Solche Befürchtungen kommen nicht von ungefähr. Yves de Mestral setzt als Betreibungsbeamter und Stadtammann im Auftrag der Gerichte Wohnungsausweisungen durch. Er sagt: „Immer mehr Mieter kommen mit ihrer Zahlungsfähigkeit an die Grenze.“ Das sei aber nur die eine Seite des Problems. „Die Vermieter kündigen auch immer schneller“. Der Stadtammann hatte in jüngster Zeit gleich mit mehreren Fällen zu tun, in denen bereits ein fehlender QR-Code zur Kündigung führte. So traf es einen Webdesigner, der seiner Bank die Informationen für die Anpassung des Dauerauftrags nicht zugestellt hatte. Die Bank stellte daraufhin die Mietzinszahlungen ein, obwohl er genügend Geld auf dem Konto hatte. Die Vermieterin, eine grosse Versicherung, fackelte nicht lange, kündigte dem Mieter und reichte einen Antrag auf Ausweisung ein. Der Webdesigner zahlte letztlich die ausstehenden Mietzinse und erhielt von der Versicherung sogar das Angebot doch bleiben zu können. Der Haken: Das Angebot kam am Tag vor der angesetzten Ausweisung – und mit der Bedingung, künftig monatlich 300 Franken mehr Miete zu bezahlen… … Das Problem ist, dass es sich hier nicht um einen Einzelfall handelt, so der oberste Zürcher Stadtammann. „Vermieter beharren mittlerweile sogar auf Ausweisungen in Fällen, bei denen eine Kostengarantie des Sozialamts vorliegt.“ Der Grund: „Der Wohnungsmarkt spielt faktisch nicht mehr, die Nachfrage ist viel grösser als das Angebot. Bei einer Neuvermietung kann die Miete fast nach Belieben erhöht werden.“ Andernorts machen die Betreibungsbeamten ähnliche Erfahrungen. „Über 60 Prozent der Ausweisungsurteile beruhen auf Zahlungsrückständen“, sagt Oliver Pfitzenmayer, Leiter des Betreibungsamtes Winterthur-Stadt. „Diese Entwicklung könnte sich in den kommenden Monaten noch verschärfen“. Es sei mit einer weiteren Zunahme der Ausweisungen zu rechnen. „Die Aussage, dass die bald anhebenden Mietzinserhöhungen beachtliches soziales Unruhepotenzial mit sich bringen, kann ich nur stützen.“ Der Grund für die gestiegenen Kündigungsbereitschaft der Vermieter liege auf der Hand, sagt Walter Angst vom Mieterverband Zürich. „Sie stellen die aktuellen Bewohner vor die Tür, um anschliessend die Mieten zu erhöhen.“ Für Angst ist klar: „Die Mietzinserhöhungen und die steigenden Nebenkosten überfordern immer mehr Mieter.“ Zahlungsverzüge führten rasch zur fristlosen Kündigung… Die Vermieter sehen das anders. „Wir können die Vorwürfe nicht nachvollziehen“, sagt die Versicherung Swiss Life, Besitzerin von 38 500 Wohnungen. „Die durchschnittliche Mietdauer in unserem Wohnbestand ist unverändert sehr lang und liegt bei elf Jahren.“ Der Axa-Konzern versichert, er spreche keine Kündigungen bei bestehenden Wohnungen zum Zweck der reinen Mietzinserhöhung aus. Auch der Hauseigentümerverband (HEV) will von einer drohenden Kündigungswelle nichts wissen. Und Mieterwechsel brächten für Vermieter überdies einen nicht zu unterschätzenden Aufwand mit sich, der nicht unnötig gesucht wird… ZUM GESAMTEN ARTIKEL IM SONNTAGSBLICK, mit freundlicher Genehmigung der Redaktion im PDF-Format zur Verfügung gestellt: 20230813_SoBli_Immer mehr Mieter in Geldnot – Es droht eine Kündigungswelle