Private Haushalte in der Schweiz rekordhoch verschuldet Hinzugefügt am 4. Oktober 2017 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug NZZ online vom 4. Oktober 2017 / von Jürg Müller) Die Schweiz gilt als eines der reichsten Länder. Eine hohe Verschuldung ist deshalb nicht per se ein Problem. Die jüngsten Entwicklungen stellen aber eine Gefahr für die Finanzstabilität dar. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Innert zehn Jahren – also seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2007 – sind die Schulden der privaten Haushalte in der Schweiz um sagenhafte 40% gestiegen. Anfang 2017 lag der Schuldenstand bei 838 Mrd. Fr. – pro Kopf sind das 100 200 Fr. Um diese Beträge international vergleichen zu können, werden sie oft ins Verhältnis zur Wirtschaftsleistung eines Landes gesetzt. Die Schuldenquote der Schweizer Haushalte beläuft sich demnach auf knapp 130% des Bruttoinlandprodukts (BIP) – weltweit gesehen ein absoluter Spitzenwert. Selbst die USA, die oft als Meister des Schuldenmachens gelten, lassen die Schweizer blass aussehen. In den USA beläuft sich die Schuldenquote der privaten Haushalte «nur» auf rund 75% des BIP. Vergleichbar ist der Schweizer Schuldenberg nur mit jenem in Dänemark. So kommen die Nordländer auf eine Verschuldung von knapp 120% des BIP. Die grossen Unterschiede zu den USA erklären sich aus den unterschiedlichen Arten von Schulden. Wenn von den Amerikanern gesprochen wird, ist oft die Rede von Kreditkartenschulden, Studiendarlehen und Konsumkrediten. Diese Kreditformen fristen in der Schweiz indessen ein Schattendasein. Mit grossem Abstand am bedeutendsten sind dagegen Hypotheken, also Kredite zur Finanzierung von Immobilien. Dass die Privatverschuldung in der Schweiz derart hoch ist, wird denn auch immer wieder auf eine Eigenart des hiesigen Steuersystems zurückgeführt: der Versteuerung des Eigenmietwerts bei gleichzeitiger Abzugsfähigkeit des Hypothekarzinses. Für diese helvetische Spezialität gibt es aus ökonomischen und steuerlogischen Überlegungen zwar gute Gründe. Aber es dürfte in der Tat so sein, dass die Abzugsfähigkeit bei Zinsen zu einer höheren privaten Verschuldung führt… Bei einer Betrachtung der Schuldenlage in der Schweiz darf die Sicht auf die Vermögenswerte nicht fehlen. Im Gegensatz zu Konsumkrediten steht bei Hypotheken eine werthaltige Immobilie dahinter… Unter dem Strich bleibt so ein Reinvermögen von 3,4 Bio. Fr. Setzt man dieses in ein Verhältnis mit den privaten Schulden, würde eine Eigenkapitalquote von gut 80% resultieren – ein Wert, von dem Banken nur träumen können. Dennoch sollte dieser Befund nicht allzu sehr beruhigen, denn der Blick auf die aggregierten Zahlen blendet wichtige Faktoren aus. So ist die Wohneigentumsquote in der Schweiz relativ gering. Dazu kommt, dass ein Teil der Immobilienbesitzer trotz Steuerabzug auf eine Hypothek verzichtet. Laut der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) haben demnach nur gerade 35% der Schweizer Haushalte eine Hypothek. Der Löwenanteil der privaten Verschuldung in der Schweiz wird also auf wenige Schultern verteilt. Jener Drittel der Bevölkerung, der eine Hypothek hält, dürfte grossteils dem klassischen Mittelstand angehören. Dieser ist mit seinen Konsumausgaben eine wichtige Stütze für das Wirtschaftswachstum – hier besteht somit das Potenzial von Kettenreaktionen… Bei einem Zinsanstieg dürfte damit ein Teil der Immobilienbesitzer mit Hypothek in die Bredouille kommen. Laut SNB weisen drei Viertel des ausstehenden Hypothekarvolumens eine Zinsbindung von unter fünf Jahren aus. Die auslaufenden Kredite müssten dann zu einem höheren Zinssatz refinanziert werden. Eine klassische Abwärtsspirale drohte, in der die Konsumausgaben zurückgefahren werden und die Banken wegen Abschreibungen ihre Kreditvergabe einschränken… Weiterlesen. Das Ende des Eigenmietwerts: Die Wohneigentumsförderung funktioniert nicht. Wegen steuerlicher Fehlanreize sind Hausbesitzer hoch verschuldet. Nun könnte es zur Reform kommen (Tages-Anzeiger vom 10. August 2017 / von Armin Müller). Weiterlesen. Link zu den zwangsrechtlichen Grundstückversteigerungen im Kanton Zürich. Eine (zu?) düstere Prognose zur schweizerischen Verschuldung und deren möglichen Auswirkungen.