Radio- und Fernsehgebühren – Serafe sorgt für Unmut Hinzugefügt am 28. Oktober 2024 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Tages-Anzeiger vom 28. September 2024 / von Bernhard Kislig) Verjährte Forderung, verspätete Rechnungsstellung, schlechte Erreichbarkeit: was die Serafe, die Radio- und Fernsehgebühren eintreibt, auf Kritik erwidert und was Betroffene tun können. In Kürze: Die Serafe verschickt sogar für verjährte Forderungen Rechnungen, wie ein Fallbeispiel zeigt. Auf einer bekannten Bewertungsplattform erhält die Serafe fast ausschliesslich schlechtestmögliche Noten. Kritikerinnen und Kritiker beklagen hohe Rechnungen für rückwirkend erhobene Gebühren. Das wünscht sich kein Unternehmen: Auf der Bewertungsplattform Trustpilot.com erhält die Serafe AG fast ausschliesslich die schlechtestmögliche Benotung. 110 Kundinnen und Kunden haben die Dienstleistung bewertet. 96 Prozent gaben der Serafe, welche die Radio- und Fernsehgebühr eintreibt, nur einen von fünf möglichen Sternen. Dessen ungeachtet hat die Serafe kürzlich vom Bund den Zuschlag erhalten, die Gebühren weiterhin bis Ende 2034 zu erheben. Die folgende Übersicht beschreibt die am häufigsten genannten Ärgernisse und was Kundinnen und Kunden in diesen Fällen tun können. Hohe Rechnungen mit Abgaben aus mehreren Jahren Immer wieder beklagen Leute, dass sie erst Jahre später von der Serafe eine Rechnung erhalten. Oft geht es dann auch noch um ungewöhnlich hohe Beträge, die sich im Lauf der Zeit aufsummiert haben. So berichtete diese Redaktion von einer Leserin, die für aufgelaufene Radio- und Fernsehgebühren 1685 Franken bezahlen sollte. Die Jahresgebühr liegt derzeit bei 335 Franken pro Haushalt. Die Serafe macht die Wohngemeinden für die späte Rechnungsstellung verantwortlich. Denn die stütze sich «einzig und ausschliesslich auf Daten, welche ihr von den zuständigen Einwohnerdiensten der Gemeinden und Kantone monatlich zugestellt werden». Mit anderen Worten: Bekommt die Serafe die Angaben zu einem Haushalt erst Jahre später, dann verrechnet sie die geschuldete Radio- und Fernsehgebühr rückwirkend. Wer Mühe hat, eine hohe Serafe-Rechnung zu begleichen, kann eine Ratenzahlung vereinbaren. Und wer während Jahren gar keine Rechnung erhält, kann bei den Einwohnerdiensten der Wohngemeinde anklopfen: Diese können die Rechnungsstellung vielleicht beschleunigen oder über die Gründe für die Verzögerung Auskunft geben. Rechnung für verjährte Forderung der Rundfunkgebühr Die Serafe kann nicht beliebig viele Jahre rückwirkend Radio- und Fernsehgebühren eintreiben. Denn nach fünf Jahren sind sie verjährt. Trotzdem kommt das vor, wie ein aktuelles Beispiel zeigt. So hat die Krimiautorin Christine Brand Ende August 2024 eine Rechnung für eine Abgabeperiode bis Ende Mai 2019 erhalten. «Ich habe nicht schlecht gestaunt und mich gefragt, was die Bibliotheken sagen würden, wenn ich ihnen die Rechnung für eine Lesung erst nach fünfeinhalb Jahren schicken würde», sagt sie. Als diese Redaktion die Serafe mit der verjährten Rechnung konfrontiert, antwortet die Medienstelle: «Zum einen bedeutet verjährt nicht aufgehoben oder erlassen, sondern einfach, dass es nicht mehr rechtlich durchsetzbar ist. Zum anderen ist die Serafe AG verpflichtet, die Abgabe jederzeit (und auch nachträglich) in Rechnung zu stellen, falls dies noch nicht erfolgt ist.» Im vorliegenden Fall wäre der Betrag nach einer Überweisung zurückerstattet worden, so die Serafe. Das könnte man so verstehen, dass die Serafe selbst verjährte Forderungen eintreibt und diese anschliessend zurückerstattet. Im Fall von Christine Brand war das aber nicht mehr nötig: Einen Tag nach der Anfrage dieser Redaktion teilte ihr die Serafe mit, dass die Forderung «verjährt und somit als nichtig zu betrachten ist». Wie gut ist die Serafe erreichbar? Auf der Online-Plattform Trustpilot.com finden sich wiederholt Vorwürfe, dass die Serafe schlecht erreichbar sei oder nicht auf Anfragen reagiere. Am Telefon werde nicht auf das eigene Anliegen eingegangen, heisst es etwa. Andere beklagen, dass sie auf schriftliche Anfragen lange Zeit oder gar keine Stellungnahme erhalten hätten. Laut Serafe hat sich die telefonische Erreichbarkeit «nach anfänglichen Schwierigkeiten» beim Start im Jahr 2019 «enorm erhöht». Abgesehen von wenigen Tagen seien im Callcenter «keine oder nur noch vernachlässigbare» Wartezeiten zu verzeichnen. Unter dem Stichwort «Kundendienst» informiert die Serafe auf ihrer Website, zu welchen Tageszeiten sie telefonisch am besten erreichbar ist. Ideal wären demnach morgens um 8 Uhr, während der Mittagszeit und am späteren Nachmittag. Die Serafe bestreitet, dass schriftliche Anfragen spät oder gar nicht beantwortet werden. Sie empfiehlt, das Kontaktformular auf der Website zu nutzen, weil diese Anfrage rasch an zuständige Fachleute weitergeleitet werden könnten. «Sollten Kundinnen und Kunden in Ausnahme- und Einzelfällen trotzdem nicht innert nützlicher Frist bedient worden sein, entschuldigen wir uns dafür», teilt die Serafe weiter mit…