Zwischen Klunkern und Rollstühlen Hinzugefügt am 21. Dezember 2017 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Tagblatt der Stadt Zürich vom 19. Dezember 2017) Schnäppchenjäger finden sich im einzigen Gantlokal der Stadt Zürich in der Hardau ein. Ein Besuch der letzten Versteigerung des Jahres. „240 zum Ersten, 240 zum Zweiten – 260. 260 zum Ersten, 260 zum Zweiten, 260 zum – Dritten.“ Weg ist die Bohnmarschine. Donnerstag ist Ganttag in der Hardau… Ab 13.30 Uhr liegen die Objekte für die öffentliche Versteigerung im Erdgeschoss aus. Wer nicht genau hinschaut, kauft später die Katze im Sack: der weiss nicht, dass das Smartphone, das er für 260 Franken ersteigern wird, schon einen Kratzer abbekommen hat. Um 14 Uhr eröffnet Marcel Mauch die Gant. Auf der Liste: zwei zwangsrechtliche Versteigerungen, ein Jaguar und eine Honda und 169 weitere Posten. Marcel Mauch steht seit sieben Jahren hier vorne. Sonst mit dabei: sein Kollege Fritz Forrer. „Er lässt euch alle grüssen“, sagt Mauch. 70 Prozent der Gantgänger sind Stammkunden, Trödler und Sammler. Man kennt sich hier, nennt sich beim Vornamen, lacht. Dabei ist die Geschichte der Objekte alles andere als lustig. Die Sachen sind Zeugen finanziellen Ruins, vom Betreibungsamt gepfändet; aber auch Posten aus Wohnungsauflösungen und Fundgegenstände. „Ich frage mich schon manchmal, wie es zum Beispiel Leute schaffen, einen Rollstuhl zu verlieren“, sagt Mauch später. Jeden Donnerstag finden sich Listen voller skurriler Posten – heute etwa eine massive handgeschmiedete Marronipfanne oder ein Taittinger Rosé plus Holster (ohne Pistole). Überraschen kann Mauch fast nichts mehr. „Zuletzt hat das eine Urne, in der mal die Asche einer Katze aufbewahrt war, geschafft.“ Das meiste Bargeld geht für die Honda weg. 5600 Franken. Den Jaguar gibt’s für 2500 Franken. Ein Rollator bringt es auf 60 Franken, zwei Hartschalenkoffer auf 70. „Wenn du noch 30 drauflegst, verrate ich dir den Code“, sagt Mauch und lacht… Die Mitarbeiter des Betreibungsamtes rennen zwischen den Hunderternoten der Bietenden und der Kasse hin und her. Im Gantlokal muss es schnell gehen; kaum ist der Zuschlag erteilt, kommt die nächste Nummer dran; spätestens um 17 Uhr ist hier Feierabend… Bei der Damen-Rolex übertrumpfen sich die Anwesenden, bei 2300 Franken ist Schluss. Die Leute drehen sich um, gucken, wer sie da überboten hat. Ah, der schon wieder. Rund 100 Personen sitzen im Gantlokal, darunter gerade mal 15 Frauen. Gant ist Männersache. Weiterlesen. Marcel Mauch, Gantleiter in der Hardau Zürich