Betreibungsamt im Schulzimmer Hinzugefügt am 2. Februar 2018 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Leitartikel mit Foto auf Seite 1 im Zürcher Oberländer vom 1. Februar 2018 / von Xenia Klaus) Vollzugsbeamtin zeigt Schuldenfallen auf – Corinne Egger ist Vollzugsbeamtin beim Betreibungsamt. Damit sie möglichst wenige Klienten hat, besucht sie Schulklassen und versucht, den Jugendlichen den Umgang mit Geld zu erklären. „Es kamen immer mehr Rechnungen, es hat mir einfach die Luft abgestellt“, sagt Claudia. Sie ist 24-jährig, spricht Basler Dialekt und heisst in Wirklichkeit anders. Das Gesicht hält sie von der Kamera abgewandt, erkannt werden will sie nicht. Die 17 Schülerinnen und Schüler von Muriel Maglock schauen dem SRF-Film zur Jugendverschuldung zum Teil aufmerksam zu… Die 15- und 16-Jährigen besuchen die 3. Sekundarklasse A im Schulhaus Watt in Illnau-Effretikon. Im Sommer beginnt ein Grossteil von ihnen eine Lehre – und wird damit den ersten Lohn bekommen. „Der Lehrlingslohn ist für die meisten das erste Mal, dass sie mit grösseren Summen Geld in Berührung kommen“, sagt Corinne Egger, Vollzugsbeamtin beim Betreibungsamt Illnau-Effretikon. Die Versuchung sei für viele gross, diese Summe gleich auszugeben. Junge Menschen vergessen oft, dass sie Krankenkassenprämien und Steuern zahlen müssen. Dann geht es schnell, und sie sind hoch verschuldet.“ Damit das den Schülern dieser Klasse nicht passiert, hält sie ihnen an diesem Mittwochmorgen eine Präventionsvortrag. Zwei Lektionen hat sie Zeit, um den Jugendlichen den „verantwortungsvollen Umgang mit Geld“ nahezulegen. Diese Prävention sei nötig, sagt Stefan Broger, Leiter des Betreibungsamts Illnau-Effretikon. Fälle von sehr jungen Leuten die sich verschuldeten, hätten zugenommen… Das beschreibt auch Claudia im Video, das Egger den Jugendlichen zeigt. Handys fliegen über den Bildschirm, rote Zahlen werden auf animierte Schiefertafeln geschrieben und wieder durchradiert. Claudia erzählt, wie sie nicht mehr aus den Schulden rauskam und manchmal nichts mehr zu essen kaufen konnte. „Ich kann keine eigene Wohnung habe, niemand will mich“, sagt sie aus dem Off, während man ihre Silhouette im Tram fahren sieht. 13 Minuten dauert der Film. Dann wechselt Egger zur PowerPoint-Präsentation und erklärt ihren Job. Pfändungen durchführen. Sie zeigt Fotos von verwahrlosten Wohnungen, die sie bei Schuldnern vorgefunden hat. „Hey Alte, voll eklig, Alte“, sagt ein bebrillter junger Mann zum Banknachbar. „Claudias Beispiel im Film hat ein Happy End. In der Realität ist das bei Verschuldeten oft anders“, kommentiert Egger die Bilder. Abschreckung sei ein Mittel, um Jugendliche und junge Erwachsene vor den Schulden zu bewahren, wird sie später sagen, als die Klasse in der Pause ist. Im Januar und Februar hält Egger ihren Vortrag in sechs Klassen der 3. Oberstufe und des Berufsvorbereitungsjahrs, die gestrige Veranstaltung war der Auftakt. Standardprogramm ist dies an den Schulen nicht: Das Betreibungsamt hält die Vorträge auf Anfrage der Lehrer. Das Angebot gibt es seit zehn Jahren. Klassenlehrerin Maglock sagt, sie schätze das sehr: Grundsätzliches zu Budget und Steuern habe sie in der Schule zwar schon behandelt. „Aber es ist gut, wenn man das den Jugendlichen immer wieder einbläut.“ Zudem sei es eindrucksvoller, wenn das Thema von einer Expertin behandelt werde. Das findet auch die Schülerin Anina Schmauser: „Die Fotos von den Wohnungen waren beeindruckend. Jetzt kann ich mir vorstellen, was Schulden bedeuten.“ Den vollständigen Artikel im PDF-Format: 180201_AvU Vollzugsbeamtin zeigt Schuldenfallen auf Mit freundlicher Genehmigung der ZO-Redaktion zur Verfügung gestellt Weitere News-Beiträge zur Thematik Jugendverschuldung: Schuldenprävention Kanton Zürich Bildung wirkt gegen Schulden Lernende klären über Schulden auf