„Bieten Sie klar, deutlich und in Franken“ Hinzugefügt am 25. November 2019 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug der Landbote vom 22. November 2019 / von Nicole Döbeli) «Bieten Sie klar, deutlich und in Franken» Eine Wohnung aus Brütten wurde in Winterthur zwangsversteigert. «Ein Schnäppchen», sagte der Betreibungsbeamte. Private Bieter hatten gestern jedoch das Nachsehen. Kurz vor Beginn der Versteigerung ist die Stimmung im Park-Hotel Winterthur entspannt. «Sind Sie gut vorbereitet?», fragt ein Mann in die hintere Reihe, wo ein junges Paar sitzt. «Ja, so gut das halt geht», antwortet ihm der Mann lachend. Rund 20 Personen interessierten sich gestern Morgen für eine 4,5-Zimmer-Wohnung in Brütten, die zwangsversteigert wurde. Man kennt sich zum Teil schon von der Besichtigung her (wir berichteten) und unterhält sich angeregt über den Marktwert von Wohnungen, Bauland und darüber, dass Brütten eine beliebte Wohngemeinde sei. Eine Vertreterin der Zürcher Kantonalbank ist ebenfalls anwesend – die Bank ist die Gläubigerin in diesem Fall: «Ich hoffe, ich muss die Wohnung nicht kaufen», sagt sie. Das wäre eine Notmassnahme, falls die Gebote unter den geschuldeten 715000 Franken blieben. Der tatsächliche Wert der Wohnung beträgt nach Schätzung des Betreibungsamts Winterthur samt zwei Gartensitzplätzen und Anteilen an zwei Parkplätzen 920000 Franken. Dann eröffnet Oliver Pfitzenmeier, Stellvertreter des Stadtammanns, die Versteigerung: «Ich hoffe, Sie sind gut gelaunt und kauffreudig, sodass wir einen guten Preis erzielen können.» Die Wohnung und der Anteil an den Parkplätzen werden gesamthaft versteigert. Pfitzenmeier erklärt, dass in Schritten von 10000 Franken gesteigert und das nach dreimaligem Ausrufen des Höchstgebots der provisorische Zuschlag erteilt werde. Danach hat der Ersteigerer oder die Ersteigerin eine Anzahlung von 100000 Franken in bar oder als unwiderrufliches Zahlungsversprechen zu leisten. Der Restbetrag ist in den nächsten zehn Tagen zu begleichen. «Bieten Sie klar und deutlich und in Schweizer Franken», sagt Pfitzenmeier. Name, Vorname und Wohnort sind bei jedem Gebot zu nennen und werden protokolliert… Kein Mindestangebot Es gibt kein Mindestangebot, theoretisch kann bei null gestartet werden: «Lieber nicht, sonst sind wir morgen noch dran», sagt Pfitzenmeier: «Wer bietet etwas für die Wohnung im schönen Brütten? Denken Sie daran, es ist bald Weihnachten!» Nach einigen Sekunden gespannter Stille traut sich der erste Interessent und eröffnet mit 450000 Franken. Nach einigen weiteren Geboten ist klar, dass nicht nur Privatpersonen mitsteigern sondern mit Creditgate 24 auch ein Online-Kreditinstitut. Nachdem die Gebote bis auf 650000 Franken angestiegen sind, erhöht die Bankvertreterin auf 725000, um sicherzustellen, dass die Schulden getilgt werden. Es bleiben das junge Paar und Creditgate 24 im Rennen. Pfitzenmeier kommentiert die Gebote derweil: «Hervorragend. Das passt mir doch. Denken Sie daran, es ist Brütten!» Bei 850’000 Franken ruft er schliesslich zum dritten Mal den Preis aus und erteilt der Kreditfirma den provisorischen Zuschlag. Während die Protokollführerin raschelnd violette Tausendernoten zählt, muss der Vertreter der Firma noch eilends einen Handelsregisterauszug besorgen. Erst nachdem er sich mit allen notwendigen Dokumenten ausgewiesen hat, erteilt Pfitzenmeier den definitiven Zuschlag. Weiterlesen (ABO-pflichtiger Zeitungsartikel).