Ein gar stiller Abgang des Stadtammanns Hinzugefügt am 1. Mai 2020 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textbeitrag Winterthurer Zeitung vom 30. April 2020 / von George Stutz) Roli Isler, seit 23 Jahren gewählter Stadtammann und Betreibungsamtsleiter des Kreises Winterthurer-Stadt, bestreitet heute seinen letzten Arbeitstag. Gleichzeitig feiert er seinen 65. Geburtstag – auch dies stiller, als seinem geselligen Naturell entsprechend. Am letzten Dienstag wäre im Beisein des Winterthurer Stadtpräsidenten Michael Künzle, des Gerichtspräsidenten Andreas Oehler, des bisherigen Amtsinhabers Roli Isler und seines langjährigen Mitarbeiters und Nachfolgers Oliver Pfitzenmayer, die offizielle Übergabe des Stadtammann- und Betreibungsamtes erfolgt. Stattdessen passierte die sonst vom Obergericht vorgenommene Amtsübergabe «ziemlich emotionslos» per Zirkulationsschreiben, wie Roli Isler mit hörbarem Bedauern sagt. Dies zu akzeptieren, der er Zeit seines Lebens gerne unter Leuten weilt, es sich Jahr für Jahr nicht nehmen lässt, in entsprechendem Outfit mit Ehefrau Christa etwa an der Street Parade mitzuraven, in Winterthur stets die gesellschaftlichen und kulturellen Höhepunkte genoss, fällt ihm nicht ganz einfach. «Mein geplantes Abschiedsfest mit vielen Menschen, die mich in den letzten 38 Berufsjahren als Betreibungsbeamter und später auch als Stadtammann begleiteten, fällt nun eben ins Wasser», meint Isler. Ein Abschiedsessen mit seinen bisherigen Mitarbeitern wird es geben, «sobald wir wieder ohne Einschränkungen gemütlich zusammensitzen können», wie er betont. Mit allen anderen wird der Neo-Pensionär individuell einmal hier einen Lunch einnehmen, dort mit einem Bierchen anstossen oder in seinen Garten zu einer feinen Wurst auf dem Grill einladen – immer unter der Voraussetzung, dass die Corona-Ansteckungsgefahr bis dahin gebannt sein wird. «Ich gehöre zur Risikogruppe und habe deshalb in den letzten Wochen ausschliesslich Home-Office betrieben», so Isler. Geschätzte Hilfsbereitschaft Sein Pult hatte er bereits früher weitgehend geräumt und seither etwa auch seine schon fast museumswürdigen «Werkzeuge», wie einen blechernen Locher, den er vor fast vier Jahrzehnten an seinen Arbeitsplatz in der Neustadtgasse mitgenommen hatte, wieder in seinem Heimbüro in Iberg im Einsatz. Da Nachfolger Oliver Pfitzenmayer fast zwölf Jahre mit ihm zusammengearbeitet hatte, verlief die Übergabe auch ohne Islers physische Präsenz weitgehend nahtlos: «Und wenn ich auch künftig mit dem einen oder anderen Ratschlag aushelfen kann, so werde ich dies gerne machen.» Den Mitmenschen wo immer möglich mit Rat und Tat zu helfen, war und ist Roli Isler stets wichtig. Ganz egal, ob es sich um Freunde, Bekannte oder auch Schuldner handelte. Dies dürfte ihm mitunter auch alle vier Jahre zu diskussionslosen Wiederwahlen verholfen haben. Zeitlich fix einspannen wird sich Roli Isler aber zumindest in den nächsten Monaten nicht mehr lassen, obwohl er viele Anfragen für diverse Mandate erhalten hatte. Als Zentralvorstandsmitglied und Pressesprecher der Konferenz der Betreibungs- und Konkursbeamten der Schweiz wird er bis nächstes Jahr weiterhin auch Rechtsfragen etwa vom Schweizer Fernsehen beantworten. Auch wird er Chefredaktor des sechsmal jährlich erscheinenden Fachblattes der Betreibungs- und Konkursbeamten bleiben. «Diese Aufgaben hatte ich schon bisher in der Freizeit gerne bewältigt», meint Isler. Primär möchte er die nächste Zeit aber einfach einmal geniessen und sein Programm nicht wie bisher weit vorausschauend und straff, sondern fortzu bestimmen können. Langeweile dürfte kaum drohen Ein fester Bestandteil bleiben sicher die täglichen Spaziergänge, aber auch Wanderungen zusammen mit seiner Ehefrau. Die berufliche Vergangenheit und viele einschneidende und schöne Erinnerungen dürften ihn dabei immer wieder einholen. Wie etwa im kommenden Juni, wenn er auf Einladung eines Innerschweizer Berggasthauses, zwischen den einzelnen Menügängen aus seiner beruflichen Vergangenheit erzählen wird. Wer den wortgewandten, stets gut gelaunten Winterthurer kennt: Sein Auftritt dürfte mit ziemlicher Sicherheit lebhafter und mitreissender werden, als so mancher von Theaterbühnen inszeniertes Krimi-Dinner. Langweilig dürfte es Roli Isler in seinem neuen Lebensabschnitt also kaum werden. Im Gegenteil. Er freut sich auf viele kleine, nicht bindende Projekte und wenn diese auch nur in seinem geliebten Garten anstehen werden. Irgendwann seine immense Erfahrung im Organisieren von Klein- bis zu Grossanlässen neu einzubringen, schliesst er jedoch nicht ganz aus, wie er lachend sagt: «Sollte mich meine Frau in einem halben Jahr zu fest einspannen wollen, so könnte es durchaus sein, dass ich mich für eine neue, umfassendere Herausforderung begeistern lassen könnte.» SchKG-Abend in Niederbauen Die grosse Verkaufsshow des Gantrufers Gewalt bei Räumungen kommt vor