Schwarzarbeiten oder in Konkurs gehen Hinzugefügt am 18. März 2020 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textbeitrag Tages-Anzeiger vom 18. März 2020 / von Janine Hosp) Am Dienstagmorgen setzten sich im ganzen Land die Coiffeure ans Telefon oder an den Computer und sagten alle ihre Termine ab; am Vorabend hatten sie erfahren, dass sie für Wochen nicht mehr arbeiten dürfen. Die Miete, die Versicherung und das Personal müssen sie aber weiterhin bezahlen. Die Situation ist dramatisch: «Wir können unseren Kundinnen nicht per Videokonferenz die Haare schneiden. Wir sind eine Branche, die nur in direktem Kontakt arbeiten kann», sagt Damien Ojetti, Zentralpräsident des Verbands Schweizer Coiffeurgeschäfte. Rund 13’000 Betriebe sind betroffen. Auch so manche Kundin schreckte die Vorstellung, dass sie ihre Haare nun mehrere Wochen lang nicht mehr schneiden lassen kann, und bat die Coiffeuse, sie zu Hause zu bedienen, wie Ojetti erzählt. Was nur noch in Schwarzarbeit möglich wäre. «Der Bund muss rasch eine Lösung für uns finden – jetzt, nicht in drei Wochen», fordert er. Viele Coiffeure bangten um ihre Existenz und bräuchten eine Alternative zur Schwarzarbeit. Schon heute stünde die Branche deswegen unter Beobachtung des Bundes. Wenn er sie nicht rasch unterstütze, breite sich die Schwarzarbeit weiter aus – oder es gingen reihenweise Betriebe in Konkurs. Er fordert vom Bund, Salonbesitzern rasch zinslose Finanzierungshilfen zur Verfügung zu stellen und jene, die betrieben werden, zu unterstützen. In die Zwangsferien In derselben Situation sind die Kosmetikerinnen. «Wir sind noch in Schockstarre», sagt Caroline Kiener, Präsidentin des Schweizerischen Fachverbands für Kosmetik. Wie es weitergeht, kann sie am Tag 1 nach dem Entscheid des Bundesrats nicht sagen. Klar ist für sie, dass sich der Verband solidarisch hinter die Massnahmen stellt: «Es wird nicht mehr gearbeitet. Punkt.» Nicht weniger hart trifft es Angestellte im Gastgewerbe. Ein edles Fünfsternhaus in Genf etwa schickte seine Leute nach Hause und verordnet ihnen Ferien – ohne Absprache. Auch jene, die nun ihre Kinder betreuen müssen, müssen dafür Ferien nehmen, wie Mauro Moretto von der Gewerkschaft Unia sagt. Ab Mittwoch ist nicht einmal mehr Einzelunterricht gestattet. Morettos Mailbox läuft über mit Mails von Betroffenen. Sie erzählen, dass ihr Arbeitgeber von einem Tag auf den anderen ihr Pensum massiv gekürzt hat; dass ihnen gekündigt wurde oder dass sie, die auf Abruf arbeiten, nicht mehr aufgeboten werden. «Dabei handelt es sich oft um Arbeitnehmer mit kleinen Einkommen. Sie konnten sich kein finanzielles Polster anlegen», sagt Moretto. Die Unia fordert vom Bund, dass alle Angestellten in den Genuss von Kurzarbeit kommen. Bei Yoga Schweiz, dem Verband der Yogalehrenden, häufen sich die Anfragen von Mitgliedern, die nicht mehr weiterwissen. Bis am Dienstag durften sie unter bestimmten Bedingungen unterrichten, ab Mittwoch ist nicht einmal mehr Einzelunterricht gestattet. Die Mietkosten bleiben, die Einnahmen brechen weg. «Wir müssen uns auf diese Situation einstellen und prüfen, ob der Bund unsere Mitglieder wirtschaftlich unterstützt», sagt Geschäftsführerin Susanne Baltensperger. Sie sammelt Ideen aus dem Kreis der rund 600 Mitglieder, damit die Schweiz in dieser belastenden Zeit von der wohltuenden Wirkung des Yogas profitieren kann: Unterricht per Videokonferenz. Podcasts mit der Lehrerin im Ohr. Das wird das Yoga der näheren Zukunft sein.