Pannen-Versteigerung mit einem neuen Besitzer Hinzugefügt am 21. Februar 2020 | by Markus Zöbeli | Uncategorized | (Textauszug Tages-Anzeiger vom 21. Februar 2020 / von Lisa Aeschlimann) Im Winterthurer Casinotheater endete das Erb-Imperium mit einer Zwangsversteigerung der Villa Wolfensberg. Es lief nicht alles reibungslos. Plötzlich herrschte kollektive Verwirrung im Casinotheater Winterthur. Seit einer halben Stunde boten mehrere Interessierte für die Villa Wolfensberg, den ehemaligen Sitz der Familie Erb, der gestern zwangsversteigert wurde. Über 30 Gebote waren eingetroffen. Bei 2,6 Millionen Franken gab der Notar den Zuschlag der Leemann + Bretscher Gruppe, einer grossen Winterthurer Immobilienfirma. Aber zu früh: Er erteilte ihn, bevor er «zum Dritten» gerufen hatte. Eine Bieterin konnte ihr Gebot nicht mehr platzieren. Das Publikum hatte gar keine Freude, es kam zu lauten Zwischenrufen und Pfiffen. Das grelle Licht der Bühne schien dem Notar ziemlich unangenehm zu werden. Zuschlag erteilen oder weiterbieten? Man wollte lieber nicht mit ihm tauschen. Der Chef musste eingreifen. Nach kurzer Rücksprache einigte man sich, doch mit dem Bieten weiterzumachen. «Aber diesmal deutsch und deutlich bitte!», kam es aus dem Publikum. Die Villa ging schliesslich trotzdem an die Immobilienfirma – nach 50 Geboten und für einen etwas höheren Kaufpreis von 2,9 Millionen Franken. Gutachter hatten den Wert der Villa mit 2,2 Millionen Franken tiefer angesetzt. «Kauf diesen Mist bloss nicht!» Robert Hofer, seit 1982 Inhaber der Immobilienfirma und neuer Besitzer der Villa, weiss noch nicht, was er mit dem Grundstück machen will. Er wolle jetzt zuerst einmal schauen, in welchem Zustand das Haus sei. Seine Frau habe ihm noch davon abgeraten, die Villa zu erwerben. «Sie sagte: ‹Kauf diesen Mist bloss nicht!›» … Vor der Zwangsversteigerung hatte man fast zwei Jahre vergeblich nach einem Käufer für die 1937 erbaute Villa mit 13 Zimmern, Pool und 6000 Quadratmeter Land gesucht. Auf dem Immobilienportal Homegate war sie für 2,95 Millionen Franken ausgeschrieben, also ziemlich genau dem Kaufpreis, den Hofers Firma nun bezahlt hat. Das Interesse an der Versteigerung war riesig: Bereits eine halbe Stunde vor dem offiziellen Beginn um 14 Uhr hatte sich im Casinotheater eine Schlange gebildet. Zwei Sicherheitsmänner hielten Wache, damit sich keine Schaulustigen vor der Saalöffnung reinschlichen. Das Konkursamt Winterthur-Wülflingen hatte extra den grossen Festsaal reserviert. Kapazität: 300 Plätze. Er war bis fast auf den letzten Platz besetzt… Die gestrige Zwangsversteigerung war der letzte Akt im Konkursverfahren der Familie Erb. Die Erbs stiegen mit dem Autoboom in den 50er-Jahren zu einer der reichsten Unternehmerfamilien auf. Mit dem Tod des Firmenpatrons Hugo Erb 2003 fiel das Imperium aber wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Die Gruppe hinterliess mehrere Milliarden Franken Schulden. Es ist nach dem Swissair-Absturz die zweitgrösste Firmenpleite der Schweiz. Weiterlesen. Nach heftigen Tumulten – Marode Erb-Villa wird für 2,9 Millionen versteigert… Es ist eine hektische Versteigerung! Bei 2,6 Millionen Franken erhält ein Bieter den Zuschlag. Oder doch nicht? Der zweite verbliebene Interessent reklamiert lautstark, dass der Beamte noch nicht «zum Dritten» gerufen habe. Im Publikum kommt es zu lauten Zwischenrufen. Die Stimmung ist aufgeheizt, droht zu kippen. Der Vorstehende der Versteigerung schreitet ein. Er habe «zum Dritten» ebenfalls nicht gehört. Der Moderator habe jedoch sehr viel Zeit zum Bieten gegeben. Dann kommt es zum Unterbruch! Die Verantwortlichen besprechen, wie es weitergehen soll. Zehn Minuten später geht es dann auch tatsächlich weiter mit der Versteigerung. Dann fällt der Hammer wirklich zum dritten Mal. Die Villa geht für 2,9 Millionen Franken an die Winterthurer Immobilienfirma Leemann + Bretscher. Eigentümer Robert Hofer ist verärgert darüber, dass er den Zuschlag nicht schon bei 2,6 Millionen Franken erhalten hat… Das grosse Thema bleiben aber die Tumulte. Zuschauer Rasom Georges aus Winterthur sagt: «So etwas darf nicht vorkommen! Eine Versteigerung mit Hindernissen. Ich habe schon an einigen Versteigerungen teilgenommen, so etwas habe ich noch nie erlebt!» (Textauszug Blick vom 21. Februar 2020 / von Dorothea Vollenweider und Patrik Berger) Weiterlesen. Letzte Reste des Erb-Imperiums unter dem Hammer